10 Thesen: Wie KI die Welt des Online-Marketing verändert

Einleitung

Der Hype um ChatGPT und andere KI-Konzepte von OpenAI ist ein Warnsignal für jeden, der sich heute im Bereich des Suchmaschinenmarketings oder des Websites-Traffics betätigt. KI im Online-Marketing ist nicht neu, aber die Entwicklung geschieht so rasant, dass sich heute ein genauer Blick lohnt. Google, der unstrittige Marktführer unter den westlichen Suchmaschinen, hat den roten Alarm ausgerufen. Das heißt, dass man dort das wichtigste Geschäftsmodell – die Suchmaschinenanzeigen und die Marktführerschaft gefährdet sieht.

Was es damit auf sich hat, wird umso bewusster, wenn man die Verbindung zwischen Microsoft und OpenAI beachtet. Auf einer kurzfristig einberufenen Präsentation stellt Microsoft am 08.02.2023 seine Pläne zur Integration von ChatGPT in die Suchmaschine Bing und den Windows-Browser Edge vor. Nutzer dieser Microsoft-Produkte werden in Zukunft weniger (gar nicht mehr?) Keywords in den Suchschlitz eingeben, sondern sie werden die Suchmaschine einfach fragen.

Weitreichende Implikationen von KI in Suchmaschinen

Bei der Integration von mächtiger KI wie ChatGPT oder Googles Gegenkonzept Bard geht es nicht darum, alte Suchmaschinen-Konzepte zu modernisieren. Wir beobachten stattdessen einen krassen Paradigmenwechsel, der mit dem Aufstieg der Suchmaschine Google und deren Linkgraph-Theorie vergleichbar ist. Solche Wechsel geschehen wie ein Erdrutsch: sie beginnen klein, man bemerkt die Veränderung an der Oberfläche kaum, doch einmal ins Rutschen gebracht, bleibt kein Stein auf dem anderen.

Zu erkennen ist der Paradigmenwechsel bereits im Bereich der Content-Erstellung. Professionelle Texterstellung geschieht heute in der Regel innerhalb KI-Tools, die noch auf alten Modellen wie GPT3 basieren. Sie schreiben Texte vor oder formulieren sie um. Es ist eine Frage der Zeit, bis solche Tools in der Lage sind, Informationen zu recherchieren und komplette Bücher zu verfassen.

KI: Suchmaschinen im Wandel

Ähnlich gravierend wird der Wandel bezüglich Suchmaschinen sein. Das Ziel ist ein portables System, das Sprachsuche zu einem Dialog macht. Werden die Menschen akzeptieren, wenn die Antwort bezahlte Werbung enthält, oder wenn nicht die beste, sondern die teuerste Antwort gewinnt? Der Platz für bezahlte Anzeigen wird knapp. Das dürfte auch der Grund sein, weshalb Google erst heute mit seiner KI erscheint, ganz spontan und überraschend. Sie wissen lange, dass wirkliche intelligente Systeme keinen Platz für Suchmaschinenwerbung lassen.

Wir möchten uns daher im folgenden 5 Thesen für den Untergang traditionellen Online-Marketings und danach 5 Thesen über die Entstehung eines neuen Online-Marketings ansehen.

Thesen zum Untergang traditionellen Online-Marketings

1. Traditionelle bezahlte Anzeigen werden an Relevanz verlieren, da die KI direkt auf Fragen antwortet.

Mit fortschreitender KI-Technologie können herkömmliche bezahlte Anzeigen an Relevanz verlieren. Das liegt daran, dass KI-basierte Antworten jetzt direkt auf Fragen antworten, die von Benutzern in der Verarbeitung natürlicher Sprache gestellt werden. Als Ergebnis werden personalisierte Suchergebnisse bereitgestellt, die auf die Interessen und Bedürfnisse des Benutzers zugeschnitten sind.

In den meisten Fällen wird nur noch eine einzige Antwort gegeben, die den Nutzer entweder zufriedenstellt oder die der Nutzer durch Nachfragen verfeinert. Dies bedeutet, dass traditionelle bezahlte Anzeigen nicht mehr so effektiv sind wie früher, da sie nicht mit den personalisierteren und maßgeschneiderten Antworten konkurrieren können, die von KI-Chatbots und KI-Suchmaschinen bereitgestellt werden.

2. Die Bedeutung von traditionellen Suchbegriffen und Keywords wird abnehmen.

Mit dem technologischen Fortschritt verlieren herkömmliche Suchbegriffe und Schlüsselwörter an Bedeutung. Kontextbasierte Suchanfragen werden zunehmen, da sie den Benutzern relevantere Ergebnisse liefern. Das bedeutet, dass Inhaltsersteller sich mehr darauf konzentrieren sollten, Mehrwertinhalte bereitzustellen, die auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppe zugeschnitten sind.

Kontextbasierte Suche nutzt nicht nur Keywords, sondern bezieht die Suchhistorie und die aktuelle Lebensrealität des Nutzers ein. Bislang war der Kontext ein sehr datenschutzrelevantes Thema. Wenn die Suchmaschine weiß, was wir wann und wo regelmäßig tun, dann steht sie in Verdacht, uns manipulieren zu können. Außerdem sind solche persönlichen Daten auch für Regierungen, Geheimdienste, Konzerne oder Verbrecher der heilige Gral. Indem der Kontext in komplexe KI verschoben wird, wird er verschleiert und unscharf. Das kann Datenschutzbedenken relativieren.

3. Die Bedeutung von Kontext und Bedeutung werden zunehmen.

Mit dem zunehmenden Einsatz von KI-basierten Suchalgorithmen könnte die Bedeutung von Kontext und Bedeutung sogar noch wichtiger werden. Je ausgefeilter diese Algorithmen werden, desto besser verstehen sie die Absicht hinter der Suchanfrage eines Benutzers und liefern Ergebnisse, die für seine Bedürfnisse relevanter sind. Dies könnte einen enormen Einfluss auf die Relevanz bezahlter Anzeigen haben, da Werbetreibende sicherstellen müssen, dass ihre Anzeigen nicht nur relevant, sondern auch aussagekräftig sind.

Durch das Verständnis des Kontext und der Bedeutung von Suchanfragen können KI-basierte Suchalgorithmen dazu beitragen, Inhalte bereitzustellen, die besser auf die Bedürfnisse der Benutzer zugeschnitten sind. Dies könnte zu einer Erhöhung der Klickraten für Werbetreibende und einem höheren ROI für ihre Kampagnen führen. Daher könnte es für Online-Vermarkter entscheidend sein, die Bedeutung von Kontext und Bedeutung bei bezahlter Werbung zu verstehen, um in einem zunehmend überfüllten Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Für Google als Marktführer hat dies jedoch eine gewaltige Kehrseite: wenn Suchanzeigen sich stärker am Kontext, also an der Situation des Suchenden, orientieren, werden sie im Zweifel eher ausgeblendet. Dadurch nimmt die Konkurrenz in den Auktionsmodellen von Google Ads ab und auch Fehlklicks verschwinden. KI in bezahlten Anzeigen wirkt sich also negativ auf den Preis und gleichsam negativ auf das Marktvolumen aus. So ergeht es Google letztlich ähnlich, wie zuvor vielen Publishern mit Google Adsense – das seine Eignung als primäre Einnahmequelle für Werbetreibende längst verloren hat.

4. Online-Marketing-Experten müssen sich anpassen, um das Zusammenspiel von KI und Nutzern zu beherrschen.

Mit der zunehmenden Interaktion von KI und Suchmaschinen stehen Online-Marketer vor der Herausforderung, ihre Strategien an das sich verändernde Umfeld anzupassen. Da KI-basierte Technologien immer fortschrittlicher werden, wird es für Online-Vermarkter auch immer schwieriger, im digitalen Zeitalter relevant zu bleiben. Sie müssen in der Lage sein, mit den neuesten Trends Schritt zu halten und diese zu ihrem Vorteil zu nutzen, wenn es um die Vermarktung ihrer Produkte oder Dienstleistungen geht.

Darüber hinaus müssen sie sich darüber im Klaren sein, wie KI-basierte Technologien eingesetzt werden können, um Online-Marketing-Strategien zu optimieren. Dazu gehört die Verwendung von KI-gesteuerten Tools wie Natural Language Processing (NLP) und Machine Learning (ML)-Algorithmen zur Inhaltsoptimierung und Personalisierung. Darüber hinaus müssen sie verstehen, wie die neuen Suchmaschinenalgorithmen funktionieren, um sicherzustellen, dass ihre Inhalte von Google und anderen Suchmaschinen präsentiert werden. Es gilt, zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Inhalten zu erscheinen. Suchergebnisseiten und Positionen sind dann hinfällig: Es gibt nur noch Position 1.

5. Die Nutzer werden weniger Zeit damit verbringen, durch die Suchergebnisse zu scrollen.

Durch die Verwendung einer personalisierten Sucherfahrung verbringen Benutzer wahrscheinlich weniger oder gar keine Zeit damit, durch die Suchergebnisse zu scrollen, was die Bedeutung von Anzeigen und traditionellen Inhalten minimiert.

Die Sucherfahrung wird dabei nicht unbedingt verkürzt, denn es ist in Zukunft viel einfacher, die Suche durch weitere Fragen an die Suchmaschine zu verfeinern. Das Motto „Wer nicht fragt bleibt dumm“ gilt in KI-Suchmaschinen umso mehr!

Für den Content-Creator oder die Redaktion bedeutet dies, zu jeder allgemeinen Frage herauszufinden, welche Fragen die Nutzer danach stellen werden. Fragt ein Suchmaschinen-Nutzer zum Beispiel „Welche Automodelle sind besonders sparsam?“ und erhalten daraufhin eine Rangliste, dann sind weitere Fragen vorprogrammiert. Zum Beispiel könnte dann der Auftrag erfolgen „Beziehe Komfort, Reichweite, Anschaffungskosten und die Verfügbarkeit von Werkstätten in deine Empfehlung ein.“ Natürlich endet die Sucherfahrung hier noch längst nicht.

Thesen zur Entstehung eines neuen Online-Marketings

6. KI-gestützte Anzeigen, die auf den individuellen Bedürfnissen und Interessen des Nutzers basieren, gewinnen an Bedeutung.

Mit dem zunehmenden Einsatz von KI-basierten Suchalgorithmen gewinnt personalisierte Werbung an Bedeutung. KI-gestützte Anzeigen sind nicht nur effektiver, sondern auch günstiger als herkömmliche Werbemethoden. Sie können verwendet werden, um sehr zielgerichtete Kampagnen zu erstellen, die bessere Ergebnisse für Unternehmen erzielen. Darüber hinaus ermöglichen personalisierte Anzeigen Unternehmen, eine bessere Beziehung zu ihren Kunden aufzubauen, indem sie ihre Bedürfnisse und Interessen besser verstehen.

7. Marketing-Experten werden sich noch stärker auf die Schaffung von relevanten und hochwertigen Inhalten konzentrieren, die für KI nützlich sind.

Da sich die KI-Technologie ständig weiterentwickelt, müssen sich Vermarkter mehr auf die Erstellung von Inhalten konzentrieren, die sowohl relevant als auch von hoher Qualität sind. Diese Inhalte sollten in der Lage sein, die Leistungsfähigkeit der KI-Technologie zu nutzen, um das Kundenerlebnis zu verbessern und den Umsatz zu steigern.

Inhalte, die mit einem Verständnis der Kundenbedürfnisse und Vorlieben erstellt werden, helfen der KI dabei, ihre Zielgruppe besser anzusprechen. Darüber hinaus tragen qualitativ hochwertige Inhalte dazu bei, Vertrauen zwischen der Marke und ihren Kunden aufzubauen, was letztendlich zu mehr Engagement und Loyalität führt. Das spricht dafür, dass Branding einen gewissen Schub in der KI-gestützten Sprachsuche erfahren wird.

8. Es wird zu einer Revolution von Sprachsuche und Sprachassistenten kommen.

Mit dem Aufkommen von KI-Chatbots wie ChatGPT und Bard schenken Unternehmen der Sprachsuche und Sprachassistenten wieder mehr Aufmerksamkeit. Die Verwendung von Spracherkennung und Verarbeitung natürlicher Sprache, um Benutzern die Suche nach Informationen und die Interaktion mit Geräten zu ermöglichen, wird dadurch stark vereinfacht. Denn bisher mussten die Anwender von Spracherkennung oder Sprachsuche sich an bestimmte Regeln halten. Sie mussten Befehle auswendig lernen oder unnatürlich sprechen, um Fehler zu reduzieren.

Sprachsuche und Sprachassistenten werden die Art und Weise, wie wir mit Technologie interagieren, revolutionieren. Mit der Weiterentwicklung von Sprachassistenten, Spracherkennung und KI-gestützten Fragen und Antworten wird es für Benutzer immer einfacher, mit einem einfachen Sprachbefehl das zu finden, was sie brauchen.

Da immer mehr Menschen diese Technologien nutzen, müssen Agenturen und Unternehmen ihre Strategien anpassen, um Kunden über die Sprachsuche zu erreichen und mit ihnen in Kontakt zu treten. Dies wird ihnen helfen, der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein, indem sie einzigartige Erlebnisse anbieten, die speziell auf die Bedürfnisse jedes Kunden zugeschnitten sind.

9. KI-basiertes Marketing und Management wird eine größere Rolle spielen, mit einem größeren Fokus auf Algorithmen und Automatisierung.

Die digitale Transformation verändert die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten, und KI-basiertes Marketing wird bei dieser Veränderung an vorderster Front stehen. Automatisierte Marketingstrategien werden immer besser erreichbar, da sie die Effizienz steigern und durch Quantensprünge und Konkurrenz im Bereich der KI den Mainstream erreichen.

KI-basierte Tools können verwendet werden, um kleinteilig personalisierte Inhalte zu schaffen, Prozesse zu automatisieren und Kampagnen zu optimieren. Mit KI im Online-Marketing können Unternehmen Daten schnell und genau analysieren, um Entscheidungen zu treffen, die ihnen helfen, ihre Ziele schneller zu erreichen. Analysen können vollautomatisiert erstellt werden, sodass häufigeres und exakteres Monitoring möglich wird – zu geringeren Kosten.

Am Ende der Entwicklung stehen Konzepte für KI-basierte Unternehmensführung, die in der Lage sein können, Aufsichtsräte und weite Teile des C-Level in Unternehmen durch KI zu ersetzen. Statt eines CFOs oder CTOs, der die Leitlinien von Finanz und Technologie bestimmt, kann eine KI diese Aspekte ganzheitlich überwachen, Strategien definieren und Anweisungen an die ausführenden Abteilungen verfassen.

10. Es werden neue Technologien und Prozesse auf Basis von KI, natürlicher Sprachsuche, automatischer Recherche und KI-Generatoren entstehen

Im digitalen Zeitalter werden KI-basierte Tools und Prozesse erfolgskritisch. Die spezialisierten Tools können dabei helfen, Aufgaben zu automatisieren, Recherchen effizienter zu gestalten und Suchfunktionen in natürlicher Sprache bereitzustellen. Das bedeutet, dass Unternehmen Zeit und Geld sparen und gleichzeitig die Qualität ihrer Arbeit verbessern können.

Als Folge dieser technologischen Entwicklungen sehen wir einen Wandel in der Art und Weise, wie Menschen arbeiten. KI-Generatoren erleichtern es Kreativen, Entscheidern und Sachbearbeitern gleichermaßen, Inhalte schnell und effizient zu erstellen. Die Suche in natürlicher Sprache trägt dazu bei, manuelle Arbeit zu reduzieren und die Genauigkeit der Suche zu verbessern. Darüber hinaus tragen KI-basierte Technologien dazu bei, Prozesse für Unternehmen jeder Größe zu rationalisieren.

Ausblick: Ein Wandel, so groß wie die Erfindung des Smartphones

Diese neuen Technologien und Prozesse, die auf KI basieren, werden einen großen Einfluss darauf haben, wie Online-Marketer im digitalen Zeitalter arbeiten, indem sie die Effizienz steigern und gleichzeitig die Kosten senken, jedoch auch viele Jobs in Agenturen und Unternehmen vernichten. Im Gegensatz zur bisherigen Automatisierung werden hierbei nicht nur geringer qualifizierte Jobs betroffen sein.

Doch hier beginnt es nur. Bisher war es unvorstellbar, einen Computer „headless“, also ohne technische Krücken, die wir „Eingabegeräte“ nennen, zu nutzen. Wenn Computer uns jedoch verstehen, unsere sprachlichen Anfragen begreifen und umfassend beantworten oder darauf reagieren können, dann braucht es keinen Touchscreen mehr. Es braucht auch keine Tastatur, um einen Text wie diesen zu verfassen. Computer werden durch diese Entwicklung zu Assistenten, die sich endlich sinnvoll in Kleidung, Uhren oder Brillen integrieren lassen. Es braucht keinen Visionär wie Steve Jobs, um diesen Wandel hoch genug zu würdigen.

Dieser Wandel beginnt unten und setzt sich bis in die Aufsichtsräte fort. Es wird sehr interessant sein, wie die Gesellschaft, die sich noch vor Faszination die Augen reibt, auf diese neuen Chancen und Risiken reagiert. Mit großem Interesse sollten wir jedoch auch auf die Konzerne blicken. Das aktuelle Wettrennen um die beste KI wird durch die Konkurrenz von Alphabet (Google) und Microsoft (Bing) getrieben.

Sollten Alphabet und Microsoft zu dem Schluss (oder besser: zu der Übereinkunft) kommen, dass sie sich durch diese KI selbst abschaffen, dann können sie die Entwicklung ebenso leicht beenden. Genau so, wie Google diese Entwicklung schon lange vorhergesehen und unterdrückt hat, um seine Cashcow Google Ads zu schützen. Anders ist es nicht zu erklären, dass Google binnen weniger Wochen in der Lage ist, mit Bard ein OpenAI und dessen GPT ebenbürtiges KI-System entgegenzustellen. Es war längst marktreif.